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Sun.
27.
Jun.
1982

Konzert

AK-Saal
Widnau 2, 6800 Feldkirch
June, 27.06.1982, 19:00 Uhr

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Rede zur Preisverleihung im Landhaus Bregenz (2006)


Auf die Frage „Was ist Musik?“ kann ich keine klare Antwort geben. Ich sehe aber immer klarer, dass es eine Kluft gibt, die wächst. Einerseits gibt es einen musikalischen Bereich, der das Bedürfnis nach Zerstreuung und Unterhaltung stillt. Dieses Entertainment erfreut sich zurecht breitester Zustimmung. Andererseits hören manche Menschen in der Musik noch etwas, was über die Unterhaltung hinausgeht, nämlich Wahrnehmungs- und Erlebnisabenteuer.

Jeder Musikschaffende, der seinen Zugang ernst nimmt, muss sich entscheiden. Der auf Unterhaltung ausgerichtete Musiker (die auf Unterhaltung ausgerichtete Musikerin) präsentiert das, was die Konsumenten und Konsumentinnen von ihm oder ihr verlangen, und je mehr er oder sie den Geschmack der Masse trifft, desto größer ist der Erfolg und damit der Lohn der Unternehmung. Der künstlerische Abenteurer hingegen stellt eine Reise zusammen, die den Teilnehmern etwas abverlangt, eine Reise, bei der sie sich auf einiges einlassen müssen.

Diese Haltung wird in unserer Gesellschaft immer weniger honoriert. Das Massenpublikum, das eben noch seinem Entertainer, der sie gerade bedient hat, zujubelt, reagiert verschnupft, oft mit blankem Unverständnis und Hohn auf den Reiseveranstalter. Die immer perfektere Unterhaltungsindustrie verdeckt zunehmend die komplexeren Möglichkeiten musikalischer Wahrnehmung.

Ich habe mich für das musikalische Abenteuer entschieden, nicht um mich in elitärer Weise abzugrenzen oder ein Publikum zu brüskieren, sondern aus tiefem Interesse für differenziertes Wahrnehmen und Erleben und weil ich glaube, dass eben dieses sehr wichtig ist. Und in dieser eben skizzierten Situation ist die Anerkennung durch dieses Landesstipendium bedeutend für mich.

Es bedeutet viel für mich persönlich, aber auch für die Musik, die ich schreibe. Die zeitgenössische komponierte Musik, diese Nische am Rande der musikalischen Öffentlichkeit, wird wahrgenommen, und mein Beitrag, den ich dazu leiste, wird honoriert.

Meine Damen und Herren, ich bedanke mich herzlich für die Zuerkennung des Komponistenstipendiums des Landes Vorarlberg.